Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – Wie können kleine Betriebe unterstützen?

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – Wie können kleine Betriebe unterstützen?

Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in Bayern setzen sich verstärkt dafür ein, das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf aus der Tabuzone zu holen und konkrete Lösungen für ihre Beschäftigten zu entwickeln. 

So haben die Reformen der Pflegeversicherung - vor allem die dringend notwendigen Reformen durch das Pflegestärkungsgesetz III, die Einführung der Pflegegrade sowie die Veränderung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs - die Situation pflegender Angehöriger spürbar verbessert. Dennoch fühlen sich laut Pflege-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Betroffene subjektiv durch die Pflege weiterhin zeitlich und psychisch stark belastet.

Gerade für kleine Betriebe stellt die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf eine große Herausforderung dar, denn mangels Personalkapazität fällt in der Regel in einem Pflegefall eine Arbeitskraft aus und die Arbeit bleibt liegen – oft sogar über einen längeren Zeitraum.

Dabei gibt es eine Reihe von Möglichkeiten und Maßnahmen, um für den Pflegefall bereits im Vorfeld gewappnet zu sein und Beschäftigte effektiv zu unterstützen. Wichtig ist ein proaktives Vorgehen, denn eine Pflegebedürftigkeit kommt oft sehr plötzlich.

 

Pflege in Zahlen

Folgende Zahlen beschreiben die Situation in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt 2020):

  • 4,13 Mio. Pflegebedürftige gibt es aktuell in Deutschland
  • 3,3 Mio. Pflegebedürftige werden zu Hause versorgt
  • 2,5 Mio. Personen in Deutschland pflegen und betreuen Familienmitglieder zu Hause und sind berufstätig

 

Checkliste: Was können Betriebe tun?

Das A und O aller Bemühungen ist eine pflegesensible Unternehmenskultur. Beschäftigte mit Pflegeaufgaben kommen nicht von allein auf ihre Führungskräfte zu. Die Scheu, als nicht mehr leistungsfähig zu gelten, ist oft sehr groß. Mit einer Kommunikation auf allen Kanälen und einer sensiblen Kommunikationsstrategie können Sie Beschäftigten Ängste nehmen und sie zur Nutzung von Angeboten ermutigen.

Darüber hinaus gibt es eine Fülle an sehr konkreten Lösungsmöglichkeiten:

 

Frühzeitig aktiv werden

  • Sammeln und stellen Sie Informationen bereit: z. B. relevante Beratungsadressen wie regionale Fachstellen für pflegende Angehörige oder Pflegestützpunkte, die kostenfreie Beratung anbieten (siehe Webseite StMGP „Ansprechpartner und Fachstellen“)
  • Legen Sie Flexibilisierungsmaßnahmen fest: Vertretungsregelungen, Veränderung der Arbeitsaufgaben, flexible Arbeitszeitregelungen
  • Prüfen Sie, ob ein Teil der Aufgaben zuhause oder mobil geleistet werden kann (auch technische Möglichkeiten prüfen)
  • Stellen Sie finanzielle Hilfen wie Darlehen, Vorschuss oder Zuschüsse bereit (z. B. für haushaltsnahe Dienstleistungen)
  • Benennen und schulen Sie Ansprechpersonen im Betrieb zum Thema Pflege und Beruf (z.B. mit der Schulung zum betrieblichen Pflegelotsen) oder initiieren Sie einen Pflegestammtisch, in dem sich betroffene Beschäftigte austauschen können
  • Prüfen Sie externe Angebote, z. B. von Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden, Ehrenamtsorganisationen
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Unternehmen und lokalen Akteuren, z. B. lokale Bündnisse für Familien

 

Kommunikation

  • Suchen Sie das Gespräch mit der betroffenen Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter
  • Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen, die vom Eintritt des Pflegefalls betroffen sind – so schaffen sie Akzeptanz
  • Kommunizieren Sie intern und extern, dass sie sich für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf engagieren

 

Sensibilisierung für das Thema

  • Bieten Sie Fachvorträge, Kompetenztrainings oder Schulungen an
  • Platzieren Sie das Thema Pflege in Team- und Mitarbeitergesprächen und in Mitarbeiterbefragungen

 

Kurzfristig handeln im Akutfall

  • Regen Sie Gespräche zwischen Führungskräften und betroffenen Beschäftigten an
  • Diskutieren und vereinbaren Sie ggf. Freistellungsmodell (Arbeitsverhinderung, Urlaub, Abbau von Überstunden)
  • Ermitteln Sie den Pflegebedarf und leiten Sie Unterstützungsmöglichkeiten ab
  • Sprechen Sie aktiv auch eine mittel- bis langfristige Perspektive an und mit dem betroffenen ab

 

 

Welchen Nutzen haben individueller und bedarfsorientierter Vereinbarkeitsangebote?

Die Erwerbstätigkeit von Pflegepersonen muss nicht automatisch zu einer höheren Belastung führen. Entscheidend ist, wie gut die Vereinbarkeit der beiden Tätigkeitsbereiche gelingt. Im Gegenteil zeigen sich sogar eindeutige Entlastungseffekte durch positive Erfahrungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Die betriebswirtschaftlichen Folgekosten, die durch eine mangelnde Vereinbarkeit von Pflege und Beruf entstehen, können durch familienbewusste Maßnahmen vermieden oder zumindest reduziert werden.

 

Nutzen im Überblick:

  • Arbeitgeber halten qualifizierte Beschäftigte

  • Sie wahren Motivation und Leistungsfähigkeit pflegender Beschäftigter (geringere Fehlzeiten und Ausfälle wegen Krankheit)

  • Hohe Identifikation pflegender Beschäftigter mit ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber

  • Geringere Fluktuation und niedrigere Kosten für Personalbeschaffung

  • Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und somit Wettbewerbsvorteil in der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte

 

Online-Seminar: Erste Hilfe „Pflege und Beruf“ - Was Sie als betrieblicher Ansprechpartner unbedingt wissen sollten

Wir bieten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern vor allem kleinerer Betriebe eine kompakte Schulung zu den wichtigsten Themenbereichen, die sie zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wissen sollten. In der Schulung wird solides Basiswissen vermittelt, um „Erste Hilfe“ und Unterstützung zum Thema Pflege zu bieten. Damit stärken Unternehmen und Betriebe ihre familienfreundliche Unternehmenskultur!

 

Erste Hilfe „Pflege und Beruf“

27. Oktober 2021 von 15:00 bis 17:00 Uhr

 

Das erfahren Sie im Online Seminar:

  • Wie funktionieren Pflegezeit und Familienpflegezeit?
  • Welche Leistungen können wie und in Abgrenzung zur Krankenkasse über die Pflegeversicherung abgerufen werden?
  • Wie ist ambulantes Wohnen über Hilfsmittel und Maßnahmen zur Barrierefreiheit herstellbar? Wie werden solche Nachbesserungen finanziert?
  • Wie können Angehörige personelle Engpässe über Dienste oder Privatpersonen kompensieren und finanzieren?

Das Online-Seminar ist in 4 Vorträge à 20 Minuten gegliedert. Nach jedem Vortrag haben die Teilnehmenden Gelegenheit, ihre Fragen stellen. Am Ende des Seminars erhalten sie die gesammelten Informationen in Form einer Checkliste, um für den Bedarfsfall gerüstet zu sein. Hier geht es zur Anmeldung.

 

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