Vereinbarkeit weiterdenken! Wie Sie als Arbeitgebende alle Lebensphasen beachten

Vereinbarkeit weiterdenken! Wie Sie als Arbeitgebende alle Lebensphasen beachten

Hand aufs Herz: Richten sich in Ihrem Unternehmen oder Betrieb die Vereinbarkeitsangebote an erster Stelle an Mütter und an zweiter Stelle an Beschäftigte mit Pflegeverpflichtungen? Finden wir mit viel Glück vielleicht auch das Angebot für Väter, zwei Monate Elternzeit zu nehmen?

Vermutlich liegen wir mit dieser Vermutung gar nicht so falsch, wenn wir der aktuellen Studie der berufundfamilie Sevice GmbH „Vereinbarkeit 2020“ folgen. Denn andere Beschäftigtengruppen finden in den Vereinbarkeitsmaßnahmen wenig bis keine Berücksichtigung. Dies ist nicht neu - aber vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftemangel zu kurz gegriffen.

Fachkräftemangel bleibt strukturelles Risiko der Unternehmen in Deutschland

Alle Arbeitgebende sind in Zukunft definitiv mit Fachkräftemangel konfrontiert. Die alternde und schrumpfende Gesellschaft wirkt sich auf die Wirtschaft in Deutschland aus und zwingt die Unternehmen zum Umdenken. Neben fehlenden Fachkräften drohen auch erhöhte Fehlzeiten, steigende Personalkosten und Wissensverlust.

So wird der Arbeitsmarkt in Bayern in den 2020er Jahren vor allem vom Ausscheiden der geburtenstarken „Baby-Boomer“ Jahrgänge aus dem Erwerbsleben geprägt sein. Deren Verlust kann durch die nachrückenden Jahrgänge nicht aufgefangen werden.

 Lebensphasen

Die Grafik zeigt dies, indem den Renteneintritten die Schulabgänger gegenübergestellt werden. Von 2021 bis 2030 ergibt sich so eine Lücke von mehr als 1,3 Millionen Personen.

Laut dem Fachkräftemonitor (www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de) der bayerischen IHKs ergibt sich selbst bei verstärkter Erschließung potenzieller Fachkräfte, zu denen vor allem arbeitslose Menschen, ältere Arbeitnehmer, Frauen und Zuwanderer gezählt werden, bis 2030 immer noch ein Rückgang um fast eine Million Personen. Auch wenn die Unternehmen mit Hilfe der Digitalisierung ihre innerbetrieblichen Prozesse und Produktionsabläufe optimieren und dadurch Arbeitsplätze wegfallen, werden der Wirtschaft laut Berechnungen des Fachkräftemonitors im Jahr 2030 rund 640.000 Fachkräfte fehlen.

Im Wettbewerb um die besten Fach- und Führungskräfte kommen Unternehmen und Betriebe daher auch weiterhin an „Work-Life Balance als Lebensentwurf“, an Familienfreundlichkeit, der lebensphasenorientierten Personalpolitik nicht mehr vorbei.

Wer die Besten will, muss ALLE sehen

Daher müssen Arbeitgebende alle Beschäftigtengruppen, ob mit und ohne familiäre Betreuungsverpflichtungen, in den Blick ihrer Vereinbarkeitsmaßnahmen nehmen.

Wenn durch den demografischen Wandel die Verfügbarkeit von Fachkräften sinkt, müssen die Kompetenzen, die Qualifikationen der einzelnen Fachkräfte erhöht werden und lebenslang erhalten bleiben. Um der zunehmenden Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit sowie der steigenden Wissensintensität gerecht zu werden, werden Unternehmen künftig immer stärker auf „beschäftigungsfähige“ Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf allen Ebenen, in allen Bereichen und in allen Berufsfeldern über die gesamte Lebensarbeitszeit hinweg angewiesen sein.

Wichtig ist daher die Personalentwicklung des Unternehmens: Sie umfasst neben der kurzfristigen Einsatzplanung der Beschäftigten auch die langfristige Laufbahn- und Karriereplanung und beinhaltet damit entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen.

Unternehmen in Bayern erhalten bei der Entwicklung ihrer Weiterbildungsstrategien kostenfreie Unterstützung durch sogenannte Weiterbildungsinitiatorinnen und -initiatoren. Die professionellen Beraterinnen und Berater stehen Unternehmen und Beschäftigten bayernweit bei der Auswahl, Erarbeitung und Umsetzung von Weiterbildungskonzepten zur Seite und bieten konkrete Orientierungs- und Entscheidungshilfen. Einen Überblick über die vielfältigen Qualifizierungsangebote, Fördermöglichkeiten und Ansprechpartner/innen in Bayern bietet das zentrale Weiterbildungsportal www.kommweiter.bayern.de, eine Maßnahme des „Pakts für berufliche Weiterbildung 4.0“.

Beschäftigte suchen nach Balance

Von den Beschäftigten wird verlangt, über eine lange Zeit in Bewegung zu bleiben. Vielen ist bewusst, dass sie den Anforderungen langfristig nur dann gerecht werden können, wenn sie gleichzeitig nicht die Balance verlieren.

Einen Ausgleich zur wahrgenommenen Instabilität im Arbeitsleben suchen viele im Privatleben. Um eine solche Work-Life-Balance zu erreichen, ist die Vereinbarkeit von Berufs-, Privat- und Familienleben zwingend erforderlich.

Dies gilt umso mehr, da heute und in Zukunft eine klare Trennung der unterschiedlichen Bereiche nicht mehr möglich ist – Arbeit und Freizeit gehen ineinander über und sind nicht mehr klar abgegrenzt. Wo, wann und in welchem Maße der Einzelne Belastung empfindet und im Gegenzug auftankt, hängt in hohem Maße von der persönlichen Situation in Beruf und Privatleben, von Neigungen und individuellen Einschätzungen ab. In der Folge sieht auch für jeden Menschen seine Work-Life-Balance anders aus. Hinzu kommt, dass das Empfinden dieser Balance sich im Laufe eines Erwerbslebens auch stetig wandelt.

Megatrend „Individualisierung“ nimmt deutlich zu

Immer mehr Arbeitgebende merken, dass Standardlösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu kurz greifen. Die Vielzahl flexibler Arbeitszeitmodelle in Unternehmen und Betrieben spiegelt dies beispielsweise bereits heute wider.

Aktuelle Studien und viele erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass eine attraktive familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Beschäftigten, wie z.B. Freizeitverhalten, Mediennutzung oder Werteorientierung noch besser miteinbeziehen sollte.

Die zunehmende Heterogenität individueller Lebensentwürfe ist eine gesellschaftliche Realität und das „Customizing“ einer lebensphasenorientierten Personalpolitik funktioniert daher nicht mehr nach dem Prinzip „Wer bietet mehr“, sondern „Wer bietet das Passende für mich“. Das sichert nicht nur die Effektivität und die optimale Potenzialnutzung für Arbeitgeber, sondern ist hochattraktiv für aktuelle und zukünftige MitarbeiterInnen.
Personalpolitik im Sinne der Lebensphasenorientierung nimmt daher die Beschäftigten GANZHEITLICH in den Blick – und nicht wie bisher nur einen Teil des Lebens.

Nutzen Sie unser Online Seminar

Passend zu unseren Ausführungen möchten wir Ihnen das kommende Online Seminar ans Herz legen.

Lebensphasencheck: Wie Sie Lösungen für unterschiedliche Beschäftigtengruppen und Vereinbarkeitsbedarfe entwickeln
Am 19. Mai 2022 von 10:00 bis 11:30 Uhr
Erfahren Sie in diesem Online Seminar wie die Informationen über die Lebensentwürfe Sie darin unterstützen können, passgenaue Lösungen für Ihre Beschäftigten zu finden.

So gelingt es Ihnen, noch besser auf die unterschiedlichen Vorstellungen und Wünsche von Beruf, Familie und Privatleben aktiv zu reagieren. Mit einer an den Lebensphasen orientierten Personalpolitik investieren Sie in Ihre Attraktivität als Arbeitgeber – auch für Beschäftigte, die bisher noch keine Familien- oder Pflegeaufgaben wahrnehmen.

Der Impulsvortrag gibt dabei anwendungsnahe Handlungsempfehlungen,

  • welche unterschiedlichen Beschäftigtengruppen in Ihrer Organisation zu berücksichtigen sind,
  • welche Handlungsbedarfe sich daraus für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben ergeben und
  • welche Instrumente für eine flexible Arbeitsorganisation eingesetzt werden können, um alle Beschäftigten mitzunehmen.

In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde können Sie eigen Anwendungsfragen, Impulse und Erfahrungen einbringen.

Hier kommen Sie zur Anmeldung

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